Einatmen - Ausatmen
Daniela Hölzl 2015, für den Katalog Personal Structures - Crossing Borders, Palazzo Mora, Venice 2015
Iris Dostal arbeitet als Malerin an einer Grenze. Sie bewegt sich im Gebiet zwischen dem Sagbaren und dem Noch-Nicht-Sagbaren, dem Nicht-Mehr-Sagbaren und sie erforscht diese Trennung mit den Mitteln der Malerei. Für die (poetische) Sprache bilden die semiotischen Triebkräfte vorsprachlicher Empfindung den Boden, diese werden begrenzt von der artikulierten Setzung logischer Strukturen, wirken aber weiter, im Rhythmus, in der Musikalität. Auf großformatigen Leinwänden lotet Iris Dostal diese, notwendig verbundenen, Bereiche aus. Geometrischen, kristallinen Formgebungen und räumlichen Strukturen stehen leichte, fluide, entstehende, veränderlich ungeformte Formen von subtiler Farbigkeit gegenüber - Farbraumgebilde mit der Energie unbewußter Erinnerungen. In der Arbeit Einatmen - Ausatmen (2007/15) gelingt der Künstlerin die Integration dieser scheinbaren Antipoden. Ein fließender Rhythmus von Ausdehnung und Kontraktion durchdringt einen grün-gelb lichtdurchfluteten Bildraum, spärliche Interventionen repräsentieren die Setzung eines willentlichen Mal-Aktes. Während ein schwarzer Balken so über dem nicht-sagbaren Grund zu liegen scheint, verweist eine schmale, ausgekratzte Form, die das helle Gewebe der Leinwand sichtbar werden lässt, auf die ständige Durchdringung unterschiedlicher Realitätsebenen.
Einatmen - Ausatmen / Ausstellung Personal Structures - Crossing Borders, Palazzo Mora, Venice 2015 / Foto ©Lina Dostal
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